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Was ist Tai Chi?

Tai Chi oder auch Tàijíquán, T’ai Chi Ch’uan, Taijiquan und Taiji Quan beschreibt in seiner Ursprünglichkeit eine fernöstliche Kampfkunst und kann mit „Die höchste Faust“ übersetzt werden. In unserer westlichen Denk- und Schreibweise hat sich allerdings der Begriff Tai Chi im Zusammenhang mit Gesundheit, Meditation aber auch Selbstverteidigung durchgesetzt. So kann der Sport auf der einen Seite einen esoterischen Wellness-Charakter haben und auf der anderen Seite zur Entfaltung durch Kraft dienen.

Dies ergibt sich vor allem aus dem Begriff des Chi, ebenso Qi oder Ki. Das Chi spielt eine herausragende Rolle im Leben chinesischer und japanischer Kampfkünstler, nimmt aber ebenso Einfluss in allen philosophischen und religiösen Gedanken. Dabei ist der Begriff, als Hauptbestandteil des Tai Chi, nicht unmittelbar fassbar oder eindeutig zu übersetzen. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine weitreichende Definition von Energie, Atem, Luft oder auch Kraft. Die unterschiedlichen Schreibweisen unterstreichen dies. Damit bleibt ein erweiterter Spielraum für Interpretationen und ein Lossagen von starren Glaubensgrundsätzen; dies gilt für das Chi, als auch für das große Ganze.

So vielfältig, wie die Ideenansätze des Tai Chi sind, so unterschiedlich sind auch die praktischen Ausführungen der fernöstlichen Tradition. Um eine bessere Idee von der Umsetzung zu bekommen, so sollte man die Praxis als eine Art Choreografie verstehen, bestehend aus kurzen oder auch längeren fließenden Bewegungsabfolgen, mit oder ohne Partner, ähnlich einer Kata im Karate.

Wo kann man Tai Chi durchführen?

Tai Chi wird nahezu in jeder Stadt angeboten. Je nachdem worauf der Fokus bei dieser Anwendung gelegt wird, lassen sich Kurse beziehungsweise Unterrichte in Gesundheitszentren, Volkshochschulen, Universitäten, Rehabilitationszentren, Fitnessstudios, Betriebssportgruppen Krankenhäusern und selbstverständlich Kampfsporteinrichtungen und speziellen Schulen finden. Das reine Praktizieren muss aber nicht notwendigerweise in einer Schule stattfinden. Einmal erlernt, können die Übungen auch zu Hause oder in der Natur ausgeführt werden, gute Kenntnisse vorausgesetzt. Der Sport aus Fernost erfordert wenig Raum und keine teure Ausrüstung.

Wogegen bzw. wobei hilft Tai Chi?

Tai Chi werden mehrere positive Einflüsse nachgesagt. Die Verbindung aus mehreren Elementen führt dazu, dass die Bewegungen bei körperlichen wie seelischen Beschwerden helfen kann. Bei einer regelmäßigen Anwendung, dabei ist idealerweise täglich zu verstehen, kann die fernöstliche Kampfkunst das Risiko an Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Übergewicht, Bluthochdruck kognitiven Dissonanzen und Stress zu erkranken, senken.

Wer darf Tai Chi bei mir durchführen?

Die Stellung eines Lehrers oder auch Meister genannt ist im asiatischen Raum wesentlich höher, als bei uns. Dort bezeichnet der Name des Meisters einen Ehrentitel, dieser ist allerdings nicht geschützt und lässt daher keine Beurteilung des Qualitätsgrades zu. Dennoch ist anzunehmen, dass ein Meister des Tai Chi, auch ein Meister seines Faches ist. Die meisten westlichen Schulen bieten Schnupperkurse an, bei denen man sich überzeugen kann, welche Qualität oder Stilrichtung der ausgewählte Meister anbietet.

Doch gerade in Deutschland haben sich aufgrund der zunehmenden Begeisterung für die fernöstliche spirituelle Erfahrung Ausbildungsstandards durchgesetzt. Unterrichten darf, wer sich entweder Kursleiter, Lehrer oder Ausbilder nennt. Ein Kursleiter erfordert mindestens drei Jahre Ausbildungszeit und 250 Unterrichtsstunden; ein Lehrer benötigt mindestens sechs Jahre Ausbildungszeit und 500 Unterrichtsstunden und ein Ausbilder hingegen mindestens 15 Jahre und 1000 Unterrichtsstunden. Die Inhalte wurden durch den Deutschen Dachverband für Qigong und Taijiquan erarbeitet und umgesetzt. Lehrer, die diesem Verband angehören, verpflichten sich, den Qualitätsstandards der Organisation gerecht zu werden.

Im Allgemeinen sollte jeder Interessierte darauf achten, dass die Schule seine Lehre nicht als die einzig Wahre anpreist, denn das widerspricht dem Spirit und der Freiheit der Lehre und des Glaubens und zeugt daher von keiner authentischen Philosophie und offenen Haltung.

Zahlt die Krankenkasse Tai Chi?

Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, dass die Kurse von den Krankenkassen bezahlt beziehungsweise bezuschusst werden. Dabei gelten die Vorgaben vor allem für den Lehrer.

Jemand der Tai Chi unterrichtet, muss eine anerkannte Ausbildung in diesem Bereich haben und regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Das nächste Kriterium ist oftmals schwierig zu erreichen und sagt im Grunde nichts über die Qualität des eigentlichen Unterrichts aus. Denn zu den weiteren Qualitätskriterien, aus Sicht der Krankenkasse, zählt, dass ein Lehrer auch über einen Sekundärberuf verfügen muss. Dieser Sekundärberuf soll aus der Heil- oder Pflegebranche oder Allgemeinmedizin stammen. Dazu zählt auch der Beruf des Sportmediziners, Arztes oder Physiotherapeuten. Die dazugehörende Rechtslage lässt sich aus dem § 20 SGB V (Sozialgesetzbuch) entnehmen.

Was geschieht während Tai Chi?

Während einer Stunde allgemein werden harmonische Bewegungsabläufe praktiziert, die noch an die Ur-Idee oder Urform von Tai Chi als Kampfsport erinnern. Dabei sind die Bewegungen so langsam und fließend, dass sie heute einen größeren entspannenden und meditativen Charakter besitzen.

Dennoch werden die meisten Menschen zu Beginn die Erfahrung machen, dass es gilt, zuerst die Abläufe zu üben und sich dann auf das ruhige Wesen des Sports einzulassen, um es zu erfahren. Erst wenn man nicht mehr über die Bewegungen nachdenken muss, kann man auch die Wirkungen besser spüren.

Im Körper selbst passiert während des Unterrichts eine Reaktion des gesamten Nervensystems und Bewegungsapparates und soll eine Energie frei lassen, die für mehr Vitalität und Agilität sorgt. Dabei löst sich, aufgrund der harmonisch abgestimmten Bewegungen, Anspannung und Stress. Der gleichzeitig stimulierte Muskeltonus hat positive Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden, weil neben emotionalen Spannungen auch Muskelverkrampfungen gelöst werden können. Die zusätzliche direkte körperliche Beeinflussung liegt auf der Energetisierung des Lymphsystems und der Verbesserung des Abflusses und bewirkt damit wiederum eine positive Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden. Auf die medizinischen Abläufe und Auswirkungen soll noch im Detail eingegangen werden.

Was bewirkt Tai Chi?

Die medizinischen Auswirkungen wurden in mehreren Studien untersucht und auch nachgewiesen. Oft werden zwei besondere Aspekte in den Vordergrund gedrängt. Dies wären zum einen der meditative Aspekt und zum anderen der Gesundheitliche. Im Folgenden soll der Fokus auf dem gesundheitlichen Aspekt liegen.

Es ist allgemein bekannt, dass eine moderate körperlich regelmäßige Aktivität gesundheitsfördernd ist. Gerade die Prophylaxe vor Krankheiten spielt dabei eine zentrale Rolle. So unterschiedlich wie eine Gesellschaft ist, so unterschiedlich sind auch die Voraussetzungen eines jeden Menschen diese regelmäßige Aktivität durchzuführen und das bis ins hohe Alter, um alle positiven Effekte einer Bewegungstherapie zu erhalten. Tai Chi vermag diese Lücke zu schließen.

Mehrere Studien belegen zudem die Wirkung, dass der Sport aus Fernost insbesondere für ältere Menschen die Möglichkeit bietet, frühzeitig dem Kraftverlust entgegen zu wirken. Dies mindert die Anfälligkeit für Stürze, denn gerade der Gleichgewichtssinn und die Balance werden gefördert. Eine Steigerung der allgemeinen Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit ermöglicht länger ein eigenständiges Leben zu führen und sorgt damit auch im psychischem Bereich für eine Verbesserung der Gesundheit, aufgrund der Zerstörung von Ängsten oder Stress und kann die Lebensqualität damit erheblich steigern. Diese Eigenschaften bedingen sich aus den Bewegungsabläufen selbst. Kontinuierliche, fließende Bewegungen, im Zusammenhang mit einer aufrechten, starken Haltung kräftigen die Muskulatur und vor allem den Rücken und sind nachweislich für ein besseres Körpergefühl verantwortlich. Zudem ist der Aspekt einer Schmerzreduktion nicht zu vernachlässigen.

Wann ist Tai Chi sinnvoll?

Diesen Sport zu praktizieren hat per se keine Nachteile. Die Anwendungen sind zu empfehlen, wenn der reine Gesichtspunkt des Sportes zur Leistungssteigerung nicht ausreichend ist und eine gewisse Tiefe in der Tätigkeit gesucht wird. Tai Chi verbindet Elemente des Kampfsportes, der Mediation, der Entspannung und dennoch der Leistungssteigerung und das unabhängig von Größe, Gewicht oder Alter. Von daher muss die Frage nach dem Nutzen so beantwortet werden, dass der Sport zu jedem Zeitpunkt für jeden einen positiven Nutzen aufweist und damit immer sinnvoll ist.

Wann sollte man mit Tai Chi beginnen?

Ein bestimmtes Alter oder ein bestimmter Zeitpunkt lassen sich nicht festlegen, um zu beginnen. Denn im Prinzip kann jeder zu jedem Zeitpunkt damit anfangen. Während in China oder anderen fernöstlichen Ländern die fließenden Bewegungen zur täglichen Gesundheitsprävention zählen und vor allem in großen Gruppen ausgeführt werden, ist die Sportart bei uns wesentlich unbekannter, aber nicht weniger bedeutend.

Neben den vielen, bereits erwähnten positiven Effekten auf die Gesundheit im Speziellen, zeigt die allgemeine Anwendung zur Stressreduktion und gesteigerten Vitalität deutlich, dass Tai Chi nicht nur sinnvoll für jeden, sondern auch zu jeder Zeit ist. So muss eindeutig festgehalten werden, dass es kein „Soll-Moment“ gibt, sondern der Beginn immer zu empfehlen ist.Es bringt athletischen Menschen sowie übergewichtigen, dünnen, gesunden oder körperlich wie geistig behinderten Menschen einen Vorteil.

Vor allem die altersunabhängigen Gründe machen Tai Chi universell anwendbar. Für Jüngere und Menschen mittleren Alters kann es helfen Stress abzubauen und eine positive Lebenseinstellung zu gewinnen, um dem täglichen hektischen Leben gestärkt entgegenzutreten. Daneben ist die fernöstliche Kampfkunst insbesondere für Ältere Personen zwischen 50 und 80 Jahren eine erneute Möglichkeit zur Vitalität und Ausdauer, zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse. Gerade die Lasten des zunehmenden Alterns können eine Belastung für den Organismus sein. Die sanften Bewegungen können helfen dies zu überwinden und länger körperlich und geistig aktiv zu bleiben.

Wann sollte man Tai Chi abbrechen bzw. vorzeitig beenden?

Insofern keine Bedenken durch einen behandelnden Arzt bestehen, ist der fernöstliche Sport nahezu frei von Nebenwirkungen anzuwenden. Die Bewegungen können langsam und individuell angepasst werden und sind damit von fast jedem zu praktizieren. Aus diesem Grund bestehen auch gesonderte Angebote für Kinder, Senioren und Behinderte. Die einzige Einschränkung ist im Bereich des Standes zu erwähnen. Dieser ist während der Übungen oft tief und sollte deshalb mit Bedacht ausgeführt werden. Hierbei kommt es auf eine korrekte Haltung im Oberkörper, Rumpf und Rücken an. Bei einer unkorrekten Ausführung kann es zu Schädigungen an den Gelenken kommen. Allerdings achtet ein guter Lehrer auf diese Mängel und sollte diese auch korrigieren.

Ein Abbruch der Übungen ist demnach empfehlenswert, wenn der Ausübende ein schlechtes Gefühl während seiner Ausführungen hat. Tai Chi lebt von der inneren Einstellung seiner Anwender und dem damit verbunden Körpergefühl. Dieses Gefühl hilft dabei zu entscheiden, welche Bewegung sich positiv anfühlt und welche nicht.

Wie viele Sitzungen Tai Chi benötigt man in der Regel?

Die Kurse, die in der Regel von Vereinen, Förderschulen oder Gesundheitszentren angeboten werden, dauern zwischen 8 und 12 Wochen und sind für Einsteiger und Anfänger geeignet, um die ersten Bewegungen zu erlernen und auch praktizieren zu können. Nach dieser ersten Erfahrung kann man für sich selber schon positive Resultate feststellen, aber dies kann allein eine erste Orientierung sein. Die inhaltliche Varianz kann nur erlebt werden, wenn Tai Chi regelmäßig ausgeführt und geübt wird. Erstrebenswert ist selbstverständlich die tägliche Anwendung von bis zu 30 Minuten. Da dies zu Beginn eine enorme Umstellung im Tagesablauf bedeuten kann, sollten sich Interessierte vorsichtig herantasten und zumindest eine Übungsintensität wöchentlich von zwei bis dreimal wählen, à 40 bis 90 Minuten. Um in die gewünschte Tiefe der Praxis weiter vorzudringen, sollte dann bald eine tägliche Anwendung erfolgen, die zwischen 10 und 30 Minuten betragen kann, jeweils morgens oder abends.

Wie viele Sitzungen individuell allerdings benötigt werden, kann pauschal nicht beantwortet werden. So verschieden sich Tai Chi darstellt, so verschieden sind auch die Erlebnisse die Anwender damit haben. Einige stellen erste positive Effekte bereits nach einigen Unterrichtseinheiten an sich selber fest, andere benötigen länger, um sich überhaupt auf die Philosophie einzulassen.

Wie lange dauert eine Sitzung Tai Chi?

Unabhängig davon, ob ein Kurs oder eine Einzelstunde stattfindet, belaufen sie sich in der Regel auf 60 Minuten. Diese Zeit beinhaltet nicht nur Übungen, sondern auch Unterrichte über die Theorie von Tai Chi und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Viele Schulen bieten darüber hinaus Workshops, Wochenend- oder Urlaubsseminare an.

Wie hoch sind die Kosten für eine Sitzung Tai Chi?

Gute Ausbildung und Qualität haben seinen Preis, dennoch sollten Schulen oder Zentren kritisch betrachtet werden, die auch für einen Einsteigerkurs oder Schnupperstunden zu hohe Preise verlangen. Im Durchschnitt berechnen größere Schulen ungefähr 50 € pro Monat für eine wöchentliche Sitzung und bis zu 90 € für dreimal wöchentlich. Darüber hinaus bieten die meisten Schulen auch Privatstunden an. Dabei kosten Privatstunden durchschnittlich 80 € für 60 Minuten. Kurse mit 10 bis 12 Unterrichtseinheiten sowie 10er Karten können durchschnittlich 100 € bis 170 € kosten.