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Systemische Beratung

Was ist eine systemische Beratung?

Bei einer systemischen Beratung werden Einzelpersonen oder Gruppen beraten, um den Umgang mit ihrem sozialen System, ob beruflich oder im privaten Umfeld, zu verbessern. Ein wichtiger Teil bei der Beratung im privaten Bereich ist die jeweilige Herkunftsfamilie: hierbei geht es um die Rollenverteilung, die Regeln und die bestehenden Sprach- und Interaktionsmuster. Die Ressourcen und die Stärken der Person, die sich beraten lässt, sollen dabei unterstützt werde.

Der Therapeut sollte den Klienten als Person akzeptieren, ein gutes Einfühlungsvermögen haben und unvoreingenommen und wertschätzend vorgehen. Bei dieser Beratung geht es meistens um Prozesse. Der Therapeut schlägt bei der Beratung keine eigenen Lösungen vor, sondern die Lösung soll während der Selbstreflexion der einzelnen Person entstehen. Systemische Beratung betrachtet sich als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wenn sich die Beratung auf das private Umfeld konzentriert, können weitere Familienmitglieder mit einbezogen werden.

Im wirtschaftlichen Bereich wird systemische Beratung oft auch systemisches Coaching genannt. Hierbei geht es um den richtigen Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten oder um Probleme in der Teamarbeit. Das Beraten eines Systems ist aus der Familientherapie hervorgegangen. Eine Begründerin ist Virginia Satir. Weitere wichtige Gründer sind Gregory Bateson, Paul Watzlawick und Helm Stierlin.

Wo kann man eine systemische Beratung durchführen?

Eine systemische Beratung kann man bei einem Fachmann oder Coach durchführen, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Die Standards für Ausbildung und Qualität von einem systemischen Berater werden in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und von der Systemischen Gesellschaft (SF) definiert.

Auf der Internetseite der DGSF findet man Fachleute in ganz Deutschland, die von der DGSF qualifiziert wurden. Sie bieten unterschiedliche Schwerpunkte an, wie Beratung, Therapie und Beratung, Mediation, Kinder- und Jugendlichentherapie, Supervision, Coaching, Multifamilientherapie und Organisationsentwicklung. Hier gibt es auch Weiterbildungsangebote in systemischer Therapie und systemische Einrichtungen, die von der DGSF empfohlen werden (Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, Kliniken).

Wogegen bzw. wobei hilft systemische Beratung?

Systemische Beratung kann bei Problemen im privaten sozialen Umfeld helfen, ebenso wie bei Problemen oder Schwierigkeiten im beruflichen Umfeld. Im ersten Fall geht es mehr in Richtung systemische Therapie oder Familientherapie. Hier kann eine Beratung bei unterschiedlichen Problemen hilfreich sein: bei Essstörungen, affektiven Störungen (Manien und Depressionen), Suchterkrankungen, Missbrauch, Schizophrenie und psychischen oder sozialen Problemen, die durch chronische Erkrankungen entstehen.

Auch bei Schwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen kann systemisches Beraten hilfreich sein, weil sie das Umfeld, entweder die Familie oder die Schule, in die Beratung mit einbezieht. Wenn es um Probleme oder Verbesserungen im beruflichen Umfeld geht, ähnelt systemisches Beraten eher dem systemischen Coaching. Hierbei kann es um alltägliche Fragen im beruflichen Bereich gehen. Es ist immer das Ziel, die Stärken und Ressourcen der Personen, die beraten werden, zu unterstützen. Es gibt auch die Möglichkeit, Organisationen systemisch zu beraten. Dies wird von Unternehmensberatern häufig angewendet. Desweiteren kann man auch Führungskräfte gezielt systemisch beraten.

Wer darf eine systemische Beratung bei mir durchführen?

Eine systemische Beratung darf jede Person vornehmen, die eine Ausbildung oder Weiterbildung in systemischer Beratung absolviert hat. Die Ausbildungs- und Qualitätsstandards hierzu werden von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) vorgegeben.

Oft machen Personen eine Ausbildung in diesem Bereich, die schon einen Abschluss als psychologischer Psychotherapeut besitzen. Ihr Schwerpunkt liegt dann in der systemischen Therapie mit dem Schwerpunkt des Systems Familie. Aber auch Personen, die z. B. einen Abschluss in Betriebswirtschaft besitzen, können sich zum systemischen Berater weiterbilden. Ihr Schwerpunkt liegt dann im wirtschaftlichen Bereich, hier kann man ebenfalls die Funktion von Systemen untersuchen. Es gibt aber auch Quereinsteiger wie etwa Geographen, die eine Weiterbildung in systemischem Beraten machen. Sie haben dann ebenfalls das Recht, diese Beratung durchzuführen. Auch für Sozialpädagogen besteht diese Möglichkeit. Sie können dann häufig Familien bei pädagogischen Problemen unterstützen. Gesetzlich ist der Begriff Systemische Beratung jedoch nicht geschützt.

Zahlt die Krankenkasse systemische Beratung?

Die systemische Beratung wird in Deutschland nicht von den Krankenkassen bezahlt. Die systemische Therapie kann von den Kassen bezahlt werden, wenn ein Psychotherapeut eine Approbation im Bereich Systemische Therapie besitzt und außerdem Inhaber eines Kassensitzes ist. In Regionen, in denen es zu wenig Psychotherapeuten gibt, kann es zu Einzellösungen kommen, in denen auch Therapeuten ohne Approbation abgerechnet werden können.

Als Psychotherapie werden momentan die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologische Psychotherapie und die analytische Psychotherapie von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Falls die private Krankenkasse Heilpraktikerleistungen übernimmt, kann man die Kosten für eine Therapie ganz oder zum Teil erstattet bekommen. Hierzu sollte man sich bei seiner Krankenkasse erkundigen.

Was geschieht während einer systemischen Beratung?

Bei einer systemischen Beratung wird eine einzelne Person beraten, es geht aber um das ganze System. Dies kann die Familie sein, aber auch das berufliche Umfeld. Der Berater versucht, mit dem Klienten seine Stärken und Ressourcen herauszuarbeiten und diese zu unterstützen. Dabei konzentriert sich der Berater vorwiegend auf den Lösungsprozess. Normalerweise schlägt der Berater keine eigene Lösung vor, der Einzelne oder die Gruppe soll die Lösung selbstständig erarbeiten. Der Berater gibt nur Anregungen und stellt hinführende Fragen.

Bei einer systemischen Therapie werden auch andere Mitglieder der Familie mit einbezogen. Zum Teil werden auch Systemaufstellungen durchgeführt (ähnlich der Familienaufstellung). Zunächst setzen der Therapeut und der Klient sich Ziele, die sie im Laufe der Beratung erreichen möchten. Hierzu gibt es unterschiedliche Techniken: Auftragsklärung, zirkuläres Fragen, Ressourcenorientierung, Reframing von Sachverhalten, Metaphernarbeit, Reflecting Team oder Darstellung der Situation als Skulptur. Häufig finden wenige Sitzungen über einen längeren Zeitraum verteilt statt, so dass der Klient das Erlernte auch gleich in die Praxis umsetzen kann.

Was bewirkt eine systemische Beratung?

Bei einer systemischen Beratung soll der Klient dazu in die Lage versetzt werden, seine Probleme selbstständig zu lösen. So soll er zum Experten in eigener Sache werden. Der Therapeut sollte seinen Klienten akzeptieren, einfühlsam und unvoreingenommen mit ihm umgehen und ihn wertschätzend behandeln. Bei einem systemischen Beraten wird immer auch das System mit betrachtet, in dem der Klient interagiert. Durch die Mitberatung des sozialen Umfelds kann es auch hier zu positiven Veränderungen kommen. Finden in dem System Veränderungen statt, kann es auch für den Klienten leichter sein, sein Verhalten zum Positiven zu verändern. In der Beratung stehen immer die Anliegen und Wünsche des Klienten im Vordergrund. Der Klient soll dabei lernen, seine Ressourcen zu aktivieren, um dann individuelle Lösungen zu finden.

Wann ist eine systemische Beratung sinnvoll?

Eine systemische Beratung ist sinnvoll, wenn man Probleme mit seinem Umfeld hat, die man lösen möchte. Wenn die Fragen im privaten oder familiären Bereich liegen, ist eine systemische Therapie sinnvoll. Wenn es Schwierigkeiten im beruflichen Bereich gibt, ist ein systemisches Coaching sinnvoll. Der Klient soll lernen, seine persönlichen Stärken und Fähigkeiten noch besser einzubringen. Auch sollen zusätzliche Perspektiven aufgezeigt werden. Manchmal kann es für den Klienten sinnvoll sein, Änderungen im System durchzuführen, da es dann auch leichter ist, eigene Stärken besser einzubringen. Systemische Beratung ist sinnvoll bei Ängsten und Panikattacken, Depressionen, Krisen und Konflikten, Burnout, Erkrankungen aus der Psychosomatik, Trauer und Trennung und Problemen mit Überforderung.

Wann sollte man mit einer systemischen Beratung beginnen?

Mit einer systematischen Beratung sollte man beginnen, wenn man Probleme im privaten oder beruflichen Umfeld hat, zu deren Lösung man Hilfe benötigt. Oft entwickeln sich Schwierigkeiten, wenn man es mit Übergängen zu tun hat. Im privaten Bereich kann es sich um psychische Probleme wie Ängste, Depressionen, psychosomatische Erkrankungen, Suchterkrankungen, Eßstörungen oder andere psychische oder soziale Probleme handeln. Im beruflichen Bereich kann es um das Thema des Burnouts gehen, um Krisen und Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten, um Mobbing, oder um Über- oder Unterforderung mit seinen Aufgaben. Der Berater sollte dabei immer auch das Umfeld einbeziehen, im wirtschaftlichen Bereich kann es sich hierbei um Mitarbeiter oder auch Vorgesetzte handeln.

Wann sollte man eine systemische Beratung abbrechen bzw. vorzeitig beenden?

Eine systemische Beratung sollte man abbrechen, wenn man den Eindruck hat, dass sich während einer längeren Zeit nichts Wesentliches verändert, bzw. man keine neuen Lösungsmöglichkeiten findet. Auch wenn man mit der Beratung unzufrieden ist, oder der aktuelle Zustand sich sogar verschlechtert, könnte man über einen Abbruch nachdenken. Allgemein lässt sich sagen, dass sich ein Therapeut nicht professionell verhält, wenn er ständig von seinen eigenen Erfahrungen berichtet, wenn er seinem Klienten klare Anweisungen und Ratschläge gibt, wenn sich die eigene Situation dauerhaft verschlechtert oder wenn Grenzen (auch körperliche) überschritten werden.

Wie viele Sitzungen systemische Beratung benötigt man in der Regel?

Man kann nicht allgemein festlegen, wie viele Sitzungen ein Klient in systemischer Beratung benötigt, da dies von seinem Anliegen und der Schwierigkeit des Problems abhängig ist. Es gibt die Klienten, die nur 2 bis 3 Sitzungen benötigen, aber ist gibt auch Klienten, die die Sitzungen während eines längeren Zeitraums in Anspruch nehmen.

Wie lange dauert eine Sitzung systemische Beratung?

Bei einer systemischen Beratung finden häufig keine wöchentlichen Sitzungen statt. Oft legt man einen Abstand von 3 bis 5 Wochen zwischen den einzelnen Sitzungen fest, damit der Klient in dieser Zeit auch sein verändertes Verhalten in den Alltag umsetzen und dieses Erproben kann. Oft findet zunächst ein Gespräch zum Kennenlernen statt. Eine einzelne Sitzung systemische Therapie oder Coaching dauert häufig etwa 50 Minuten bis 90 Minuten.

Wie hoch sind die Kosten für eine Sitzung systemische Beratung?

Eine Sitzung in systemischer Beratung für eine einzelne Person kann bei 50 Minuten etwa 80 Euro kosten. Wenn es um systemisches Beraten für Paare geht, können beispielsweise 60 Minuten etwa 90 Eur kosten, und 90 Minuten etwa 120 Euro. Die Kosten für die Beratung sind steuerlich absetzbar. Auch das Coaching von einer Gruppe oder einem Team kann etwa 90 Euro kosten.