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Neuraltherapie

Was ist Neuraltherapie?

Spritzen mit großer Wirksamkeit:
Bei der Neuraltherapie handelt es sich um ein alternatives Heilverfahren, das bei akuten oder chronischen Krankheitsbildern angewendet wird.
Durch Injektion eines Lokalanästhetikums in oberflächliche Hautstrukturen oder tiefer liegende Muskeln oder Sehnen, wird das vegetative Nervensystem angeregt. Hierdurch wird die Fähigkeit des Organismus zur Beseitigung von Funktionsstörungen und Schmerzen stimuliert oder überhaupt erst möglich.
Die Neuraltherapie ist ein effektives, risikoarmes und ganzheitliches Anwendungsverfahren.

Wo kann man eine Neuraltherapie durchführen?

Man kann diese Therapieform bei ambulant niedergelassenen Ärzten mit naturheilkundlicher Weiterbildung durchführen lassen. Es gibt auch Kliniken, die die Behandlungsmethode anbieten. Vor allem in Rehabilitationskliniken wird die Neuraltherapie angewendet. Es gibt in Deutschland etwa 1500 Ärzte, die dieses Behandlungsverfahren anbieten.

Wogegen bzw. wobei hilft Neuraltherapie?

Die Anwendungsgebiete sind sehr vielfältig. Das naturheilkundliche Verfahren kann bei akuten Schmerzzuständen, aber auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden. Typische Beschwerden, bei denen die Therapie Abhilfe schafft, sind beispielsweise:

  • akute und chronische Schmerzzustände (z.B. Verspannungen der Muskulatur, Blockierungen der Wirbelsäule, Schulter-Arm-Syndrom…)
  • internistische Erkrankungen (z.B. Magen-Darm-Beschwerden)
  • gynäkologische und urologische Beschwerden
  • Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen

Wer darf eine Neuraltherapie bei mir durchführen?

Auf die richtige Qualifikation achten:
Sollte der Patient sich für die Durchführung einer Neuraltherapie entscheiden, ist die Auswahl eines geeigneten Therapeuten sehr wichtig.
Bei praktizierenden Ärzten mit Teilnahme an einer entsprechenden naturheilkundlichen Weiterbildung ist die Durchführung möglich.
Für die Anwendung der Injektionstherapie benötigt der Arzt diese spezielle Qualifikation mit der Bezeichnung „Naturheilverfahren“. In der Regel werden etwa 120 bis 150 Unterrichtsstunden mit anschließender Prüfung absolviert. Es besteht jedoch keine einheitliche Weiterbildungsverordnung.
Eine sachgemäße Behandlung ist äußerst wichtig. Nicht oder unzureichend geschultes Personal kann schwere gesundheitliche Schäden verursachen. So sind zum Beispiel Nervenschädigungen durch falsch gesetzte Injektionen möglich. Es empfiehlt sich deshalb, die Neuraltherapie nur von erfahrenen Medizinern durchführen zu lassen.
Die Anwendungsmethode ist zwar der Naturheilkunde zugehörig. Dennoch darf sie von Heilpraktikern ohne ärztliche Ausbildung nicht vorgenommen werden. Grund dafür ist, dass die verabreichten Medikamente Lidocain und Procain seit 2006 in Deutschland verschreibungspflichtig sind.

Zahlt die Krankenkasse Neuraltherapie?

Vor Behandlungsbeginn die Kostenübernahme klären:
Manche Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten, einige leisten einen Zuschuss, andere beteiligen sich überhaupt nicht.
Private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für Neuraltherapie.
Bei folgenden gesetzlichen Krankenkassen ist die Behandlungsmethode Bestandteil der Vertragsleistungen: BKK mobil oil, DAK Gesundheit, hkk Krankenkasse.
Wichtig ist es, vor dem Behandlungsbeginn abzuklären, ob eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfolgt oder nicht.

Was geschieht während einer Neuraltherapie?

Vor der Behandlung:
Zuerst einmal erfolgt die Anamnese des Patienten. Dabei wird erläutert, seit wann und an welcher Körperregion die Problematik besteht, wodurch die Beschwerden entstanden sind, ob es Vorerkrankungen gibt, ob bereits Therapieversuche unternommen wurden, ob beim Patienten Allergien oder Unverträglichkeiten bestehen und vieles mehr.
Danach wird ein Tastbefund (Palpation) erstellt. Der Therapeut tastet mit seinen Händen den Körper des Patienten ab. Dabei werden Zustand und Veränderungen der Haut, des Unterhautfettgewebes und der Muskulatur festgestellt. Bestehende Regulationsstörungen können erkannt werden und bilden die Grundlage für die weitere Behandlungsplanung. Je nach vorliegender Störung entscheidet der Therapeut über die anzuwendende Injektionstechnik.
Eventuell ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich, wie zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder MRT. Dies kann nach der Befunderhebung veranlasst werden, wenn es von dem behandelnden Arzt oder Therapeuten als erforderlich angesehen wird.

Während der Behandlung

Der Patient begibt sich in eine bequeme Position, in der die erforderlichen Körperregionen gut zugänglich sind. Die Behandlung erfolgt meistens im Liegen, manchmal auch im Sitzen auf einer Behandlungsliege.
Für die Injektion des Betäubungsmittels werden feine Nadeln verwendet. Das Betäubungsmittel, meist Lidocain oder Procain, wird nun in das entsprechende Gewebe gespritzt. Die Injektion kann in die oberflächlichen Hautstrukturen erfolgen. Ebenso ist das Einbringen des Lokalanästhetikums in tiefere Schichten wie Muskulatur/ Triggerpunkte oder Sehnenansätze möglich.

Nach der Behandlung

Der Patient sollte sich nach der Behandlung eine kurze Ruhephase einplanen. Im Anschluss kann ein leichtes Schwindelgefühl auftreten. Die Verkehrstüchtigkeit ist eventuell leicht eingeschränkt, deswegen sollte der Patient am besten nicht sofort am Straßenverkehr teilnehmen. Nach Einhaltung der Ruhepause sind diese Symptome in der Regel wieder verschwunden. Für die Erholungsphase sollte man etwa 15-20 Minuten einplanen.

Was bewirkt eine Neuraltherapie?

Beeinflussung aller Regelkreise

Die Neuraltherapie beeinflusst alle Regelkreise des menschlichen Organismus: das Nervensystem, den Hormonhaushalt, den Bewegungsapparat mit Muskel- und Skelettsystem sowie inneren Organen und lymphatischem System.
Die Injektion bewirkt durch das Betäubungsmittel eine schmerzstillende, entzündungshemmende und dadurch entspannende Wirkung. Verspannungen und Blockierungen werden gelöst, die Durchblutung angeregt.
Eigentliches Ziel der Neuraltherapie ist es, den Körper durch Stimulation des vegetativen Nervensystems zur Selbstregulation anzuregen.

Neuraltherapie basiert auf zwei Therapiezweigen:

Segmenttherapie

Die Segmenttherapie ist wichtiger Bestandteil der Anwendung. In dieser wird der Körper in Reflexzonen eingeteilt. Das bedeutet, dass verschiedene Körperregionen durch reflektorische Schaltung miteinander in Kontakt stehen, bzw. einander beeinflussen. Störungen des Körperinneren können sich also an der Körperoberfläche bemerkbar machen und umgekehrt. Die Segmenttherapie macht sich das zunutze, indem am jeweils entsprechenden Segment die Injektion durchgeführt wird.

Störfeldtherapie

In der Störfeldtherapie geht man davon aus, dass bestimmte Gewebearten als Störfeld auf den Körper wirken und diesen energetisch schwächen. Werden diese Felder entstört, wird der Organismus wieder gesund.
Narben werden häufig als Störfelder behandelt, aber auch die Mandeln, die Nebenhöhlen oder die Schilddrüse.

Eindrucksvolles Sekundenphänomen

Die wohl eindrucksvollste Wirkungsweise der Neuraltherapie ist das so gennannte Sekundenphänomen. Bei diesem tritt zeitgleich mit der Injektion ein sofortiges Verschwinden aller Symptome auf. Die Freiheit von Symptomen kann einige Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten. Bei der nächsten Behandlung ist wieder mit einem Auftreten des Sekundenphänomens zu rechnen, das diesmal länger andauern sollte. Nach mehreren Behandlungen ist dann die völlige Beschwerdefreiheit erreicht.

Selten gibt es unerwünschte Nebenwirkungen

In seltenen Fällen kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Diese sind in der Regel von kurzer Dauer.
Beispielsweise kann ein metallischer Geschmack auf der Zunge auftreten, oder es kann zu leichten Schwindelgefühlen kommen. Selten treten leichte Reaktionen an der Einstichstelle auf, der Bereich kann gerötet sein, leicht anschwellen oder mit einer Entzündung einhergehen.
Im Normalfall verschwinden diese leichten Beschwerden nach kurzer Dauer wieder.

Wann ist eine Neuraltherapie sinnvoll?

Ob dieses Behandlungsverfahren sinnvoll ist, kann im Gespräch mit dem behandelnden Arzt herausgefunden werden. Die Wirkung ist zwar nicht wissenschaftlich belegt. Es ist jedoch erwiesen, dass die Neuraltherapie nicht nur bei akuten Zuständen, sondern auch bei etwa 80% aller chronischen Erkrankungen zum Erfolg führt.
Die Neuraltherapie kann als alleinige Behandlungsmethode gewählt oder mit allen schulmedizinischen Therapieformen kombiniert werden. Eine bewährte Kombination ist die Therapie mit Ultraschall oder Reizstrom.
Folgende Krankheiten und Beschwerden lassen sich gut mit der Neuraltherapie behandeln:

  • entzündliche und degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats wie zum Beispiel rheumatische Erkrankungen, Sehnenscheidenentzündungen, Arthrose
  • Durchblutungsstörungen
  • Hyperthyreose
  • Trigeminusneuralgie
  • chronische Entzündungen wie beispielsweise Augenentzündung, Darmentzündung
  • Herzrhythmusstörungen
  • alle akuten und chronischen Schmerzzustände

Nicht eingesetzt werden kann die Neuraltherapie bei Erbkrankheiten sowie bei der Therapie von Tumoren. Allerdings ist sie bei onkologischen Erkrankungen ein wirkungsvolles Mittel zur Schmerzreduktion.

Wann sollte man mit einer Neuraltherapie beginnen?

Das Krankheitsbild entscheidet
Um den Leidensdruck des Patienten möglichst gering zu halten, sollte mit dem Beginn einer Neuraltherapie nicht gewartet werden, bis sich die Beschwerden zu einer chronischen Form entwickelt haben. Vor allem bei akuten Schmerzzuständen empfiehlt sich ein sofortiger Behandlungsbeginn.
Sollten allerdings chronische Beschwerden vorliegen, wie beispielsweise eine lange andauernde Sinusitis, kann die Neuraltherapie auch hier noch gute Erfolge erzielen.

Wann sollte man eine Neuraltherapie abbrechen bzw. vorzeitig beenden?

Bei manchen vorhandenen Erkrankungen sollte diese Therapieform nicht angewendet werden.
Als absolute Kontraindikationen gelten Allergien gegen Lokalanästhetika sowie manche Blutgerinnungsstörungen, die eine Injektion in tiefere Gewebeschichten unmöglich machen.
Bei schweren psychiatrischen Erkrankungen wie Psychosen und Neurosen muss eine Behandlung im Einzelfall abgewogen werden.
Bei Personen, die unter Spritzenangst leiden, ist ein besonderes Einfühlungsvermögen des Arztes wichtig.
In sehr seltenen Fällen kommt es während der Behandlung zu Komplikationen, die einen sofortigen Abbruch erforderlich machen. Zum Beispiel können Atemnot, Sehstörungen oder Kreislaufprobleme auftreten.

Wie viele Sitzungen Neuraltherapie benötigt man in der Regel?

Die Beschwerden sind entscheidend

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsbild. So benötigen chronische Erkrankungen in der Regel länger als akute, um auf die Behandlung anzusprechen.
Sind die Beschwerden durch ein Störfeld bedingt, hängt die Häufigkeit der Anwendungen auch davon ab, wie schnell das entsprechende Störfeld gefunden wird.

Beispiel Bandscheibenvorfall

Patienten mit einem Bandscheibenvorfall benötigen in der Regel 8-10 Sitzungen, um Beschwerdefreiheit zu erlangen.

Beispiel Migräne

Migräne ist eine typische Störfelderkrankung, sie kann ohne die Aufdeckung des richtigen Störfelds kaum behandelt werden.
Wenn das Störfeld identifiziert wurde, werden etwa noch zwei bis drei Behandlungen benötigt, um es zu beseitigen. Insgesamt sind, je nachdem wie schnell das Störfeld gefunden wird, etwa 8 Sitzungen bis zur Beschwerdefreiheit erforderlich.

Sekundenphänomen

Bei manchen akuten Erkrankungen ist nicht nur eine Besserung der Beschwerden, sondern deren vollständiges Verschwinden zu verzeichnen. In diesem Fall spricht man vom so genannten Sekundenphänomen.
Beschwerdefreie Zeiten verlängern sich
Meistens ist im Anschluss der Behandlung eine Besserung der Beschwerden zu vermerken, die anfangs einige Stunden, bei weiteren Behandlungen jedoch länger anhält und bis zur vollkommenen Beschwerdefreiheit führt.

Der Behandlungserfolg entscheidet

Bei akuten Beschwerden erfolgt eine Behandlung zweimal bis dreimal in der Woche, bei chronischen hingegen einmal pro Woche.
Ein Rezept für Neuraltherapie beinhaltet in der Regel sechs Anwendungen. Je nach Behandlungserfolg wird der Therapeut ein Anschlussrezept verordnen.

Wie lange dauert eine Sitzung?

Die erste Sitzung, die mit der Anamnese einhergeht, dauert länger als die folgenden. Hier sollten, je nachdem wie viel Zeit der Arzt sich für die Befragung und Untersuchung nimmt, insgesamt etwa 45Minuten eingeplant werden.
Das Injizieren des Lokalanästhetikums dauert in der Regel wenige Minuten. Jedoch sollte im Anschluss eine kurze Ruhephase eingeplant werden, in der der Patient sich erholt. Insgesamt sollte mit etwa 30 Minuten gerechnet werden.

Wie hoch sind die Kosten für eine Sitzung?

Beteiligt die Krankenkasse sich nicht an den Behandlungskosten, so muss der Patient mit etwa 25€ pro Sitzung rechnen.Neuraltherapie